Dynamische QR-Codes – was ist das?
Was passiert aber, wenn der Link, auf den der QR-Code verweist, nicht mehr aktuell ist? Oder, was noch schlimmer ist, die Zielseite gar nicht mehr existiert? Dann bleibt keine andere Option, als einen neuen QR-Code zu erstellen, ihn gegen den alten Code auszutauschen und das Material neu zu drucken (QR-Codes machen ja in der Regel nur in gedruckten Materialien Sinn). Das geht meist schnell und unkompliziert. Einfacher wäre es aber wohl, wenn der QR-Code seine Gültigkeit behalten könnte und man dem Code einfach eine neue Zielseite zuweisen könnte. Diese Funktionalität wird oft als „dynamische QR-Codes“ bezeichnet. Der QR-Code verweist dabei nicht direkt auf die Zielseite, sonder auf eine URL eines Dienstleisters. Bei diesem Dienstleister ist dann hinterlegt, auf welche Internetseite der Code verweisen soll. Möchte ich diese Zielseite aktualisieren, dann ändere ich beim Dienstleister die Zuweisung des QR-Codes. Das eigentliche Arbeitsmaterial muss nicht geändert werden.
Dynamische QR-Codes – wo gibt es das?
Es gibt einige Anbieter für solche dynamischen QR-Codes, allerdings sind diese meist kostenpflichtig (und/oder bringen Probleme mit dem Datenschutz mit sich). Bei diesem Anbieter beispielsweise zahlt man 12,50€ pro Monat für 50 solcher QR-Codes. Der Fairness wegen muss natürlich erwähnt werden, dass man dabei noch viele weitere Funktionen dazukauft. Andere Anbieter rufen ganz ähnliche Preise auf.
Ein zentrales Feature der meisten kommerziellen Anbieter sind die umfangreichen Statistiken, die sich auf diese Weise mit den QR-Codes erheben lassen. Da der Weg des Surfers nach dem Scannen des Codes auf jeden Fall über den Server des Anbieters verläuft (denn nur der kennt ja das eigentliche Ziel des Codes) kann man einige Informationen über den Surfer sammeln (tracken): Datum des Aufrufs, verwendetes Endgerät, IP-Adresse und Länder-Code sind nur einige der trackbaren Daten. Ihr ahnt es schon: die DSGVO erlaubt dies nicht ohne explizite Einwilligung. Man sollte also eher davon absehen, derartige Codes auf Arbeitsmaterial zu verwenden und damit Schüler*innen in (überspitzt gesagt) die Tracking-Falle zu locken.
Mach es dir selbst – YOURLS
Ich stand nun gestern vor dem Problem, dass ich gerne für meine Buchstabenhefte in Druck- und Grundschrift dynamische QR-Codes haben wollte. Auf den Seiten zu den Buchstaben sollten die jeweils passenden Learningapps zur phonologischen Bewusstheit, die im letzten Schuljahr von Steffi Maurer und mir erstellt wurden, verlinkt werden. Allerdings wollte ich mir die Option erlauben, die Apps im Laufe des Schuljahres zu erweitern oder gar auszutauschen. Da ich die Hefte aber in der kommenden Woche in den Druck gehen, waren statische QR-Codes hierfür keine Option. Ich suchte also einen kostenlosen Dienst, der datenschutzkonforme, dynamische QR-Codes erlaubt.
Gefunden habe ich die Software YOURLS, die man auf seinem eigenen Webspace installieren kann. YOURLS ist von Hause aus ein URL-Shortener, also ein Dienst, der lange URLs verkürzt, so wie zum Beispiel bit.ly oder t1p.de. Da Yourls aber auf dem eigenen Server installiert wird, bekommt man direkt auch eine Management-Konsole dabei, über die man die bisher erzeugten Links verwalten kann. Während man bei den bekannten Diensten in der Regel eine Art Wegwerf-Kurz-URL bekommt, deren Zuordnung zur Zielseite man nachträglich nicht mehr ändern kann, erhält man bei Yourls die Möglichkeit, die Zuordnung noch später zu ändern.
Yourls lässt sich auf jedem Webspace mit PHP und MySQL-Datenbank installieren und nutzen. Die Einrichtung ist in wenigen Minuten geschafft, die Verwendung des Tools denkbar einfach. Ich vermute, dass die technik-affine Lehrkraft mit eigenem Webspace hier sehr schnell durchsteigen wird.
Der Clou ist nun, dass man Yourls auch über Plugins erweitern kann. Mit dem Plugin QR-Code wird zu jeder Kurz-URL auch ein QR-Code erzeugt. Diesen kann man dann direkt mit Copy und Paste in sein Material bekommen. Die Ziel-Adresse, die zum QR-Code gehört, kann ich über die Administrationskonsole jederzeit ganz einfach ändern.
Optimalerweise sollte man zum Betrieb von yourls über eine kurze Domain verfügen. Ich verwende die Domain http://k.emrich.in. Diese hat 10 Zeichen, die fertigen Kurz-URLs haben etwa 13 Zeichen. Das ist zwar länger als bei t1p.de, aber noch immer kurz genug. Wer selbst nur über einen langen Domainnamen verfügt, der kann den Dienst zwar auch nutzen, um dynamische QR-Codes zu erhalten, muss aber auf einen netten Nebeneffekt verzichten.
Exkurs – Warum kurze URLs für QR-Codes ohnehin besser sind.
QR-Codes sind eine zweidimensionale Weiterentwicklung der Barcodes. Eine Zeichenfolge wird mit schwarzen Kästchen codiert, der Scanner kann die geometrische Anordnung der Kästchen decodieren und den Text wiederherstellen. Im besten Fall lassen sich auf diese Weise über 4000 Zeichen in einem QR-Code unterbringen.
Allerdings werden die Kästchen bei langen Texten so filigran, dass der QR-Code sehr großflächig dargestellt werden muss, um von herkömmlichen Smartphone-Kameras erkannt zu werden. Der nebenstehende Code enthält die ersten drei Strophen von Schillers Glocke (ca. 1500 Zeichen) und kann in der von mir verwendeten Darstellungsgröße vermutlich nicht gelesen werden.
Je weniger Zeichen der darzustellende Text also hat, desto gröber wird der QR-Code. Und je gröber der QR-Code ist, desto kleiner kann ich ihn beispielsweise auf einem Arbeitsblatt abdrucken, ohne die Lesbarkeit zu gefährden.
ungekürzter QR-Code | gekürzter QR-Code |
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Beide Codes verweisen auf den Wikipedia-Artikel zur kroatischen Fußballnationalmannschaft. Der rechte Code wurde vorab von t1p.de gekürzt.
Es lohnt sich also in jedem Fall, Links vor der Erstellung von QR-Codes durch einen URL-Shortener verkürzen zu lassen.
Aber der Datenschutz!
Wie bereits oben geschildert, haben URL-Shortener oft das „Feature“, Statistiken zu erheben. Bei deutschen Anbietet t1p.de wird darauf vollständig verzichtet, weswegen dieser Dienst bedenkenlos verwendet werden kann. Wer Yourls selbst datenschutzkonform hosten möchte, der kann sich entweder ein Plugin installieren, welches die IP-Adresse kürzt, ehe sie im Log gespeichert wird. Alternativ lässt sich die Erstellung der Logs auch komplett deaktivieren. Ich selbst habe das verlinkte Plugin noch ein wenig modifiziert, so dass statt einer IP immer nur der Wert 127.0.0.1 in der Datenbank gespeichert wird. Grundsätzlich finde ich es nämlich interessant zu erfahren, wie oft die Codes wohl genutzt werden.