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KI - Ja, bitte!

Vorweg möchte ich sagen, dass ich ein riesengroßer Fan von KI bin. Insbesondere in den letzten Wochen und Monaten habe ich viele Projekte mit Hilfe von KI umgesetzt. Dabei ging es nicht nur um Kleinigkeiten wie das Beantworten eines Briefes, die Ideenfindung für eine Phase einer Lehrerkonferenz oder andere Alltagsanwendungen. Vielmehr habe ich auch einige größere Projekte realisiert.

Ein Beispiel: Ich habe Skripte programmieren lassen, mit denen das Grundschulwörterbuch wortmaus.de automatisiert mit einer Vielzahl von Wörtern gefüttert werden kann. Meine Programmierkenntnisse sind dabei sehr rudimentär. Zwar hatte ich in der Oberstufe des Gymnasiums einen Informatik-Leistungskurs und kann zumindest grundlegende Konzepte von Programmcode verstehen, aber ich habe mich seit über 20 Jahren nicht mehr wirklich damit beschäftigt. Mit Hilfe von KI ist es mir jedoch gelungen, ein Skript in einer Programmiersprache zu erstellen, die ich vorher noch nie gelernt hatte.

Darüber hinaus habe ich in den letzten Wochen zwei Kinder- oder Jugendbücher geschrieben – je nachdem, wie man den Anspruch definieren möchte. Beide Bücher umfassen jeweils über 35.000 Wörter, sind inhaltlich umfassend und erzählen abgeschlossene, schlüssige Geschichten, die Kinder vermutlich begeistern könnten. Für diesen Prozess habe ich nur wenige Stunden benötigt. Hätte ich das selbst auf herkömmliche Weise umgesetzt, hätte ich wahrscheinlich Wochen, wenn nicht Monate, daran gearbeitet.

Zusätzlich habe ich die Bücher illustriert und als Hörbuch vertonen lassen – ebenfalls mit vergleichsweise wenig Aufwand und nur wenigen Klicks, alles in relativ kurzer Zeit. Das zeigt, dass KI wirklich großartige Dinge leisten kann. Ich werde auch weiterhin KI nutzen, und dieser Beitrag soll keinesfalls ein Aufruf sein, KI nicht mehr zu verwenden oder sie zu verteufeln.

Trotzdem möchte ich mir Gedanken darüber machen, welche Wirkung die Nutzung und Weiterentwicklung von KI haben könnte. Populär sind dabei Überlegungen zu Themen wie Fake News, Populismus und der Manipulation von Menschen durch KI. Die Wahl in den Vereinigten Staaten hat dazu beigetragen, dass Manipulationen durch KI inzwischen in der Mainstream-Diskussion angekommen sind. Ähnliches könnte uns auch im Zuge der Bundestagswahl im Februar 2025 erwarten.

Mir geht es jedoch weniger um diese Themen, sondern vielmehr um die Frage, wie KI den Wert von geistigen Schöpfungen verschiebt. Welchen Wert haben geistige Schöpfungen heute noch? Welchen Wert hatten sie vor einem oder zwei Jahrzehnten? Und welchen Wert werden sie in einigen Jahren überhaupt noch haben?

Gerade das, was ich in den letzten Tagen und Wochen erstellt habe, hätte ich mir vor zwei Jahren niemals träumen lassen. Ich bin weder Illustrator noch Kinderbuchautor, kein guter Vorleser und auch kein Programmierer. Trotzdem ist es mir gelungen, Produkte zu erstellen, die zumindest einen gewissen Wert besitzen, mein Umfeld in staunen versetzen und die sich vielleicht mit den Werken echter Autoren, Programmierer oder Illustratoren messen könnten. Nicht auf einem hohen Niveau - oder die Bücher aus mancher Kinderbuchreihe glänzen nicht immer mit Buchpreisniveau.

Dabei war der Aufwand, sowohl zeitlich als auch finanziell, überschaubar. Ich benötigte lediglich einen Premium-Account bei ChatGPT, einen Premium-Account bei MidJourney und etwas Geld für Tokens, um spezielle Funktionen der API zu nutzen. Das war alles. Ich musste keine aufwändigen Workshops besuchen, um Bücher zu schreiben. Ich musste nicht zeichnen oder malen lernen, keine Unmengen an Stiften verbrauchen und nicht abendelang an meinem Stil feilen.

Es war einfach da. Ich musste mich auch nicht wochenlang mit der Syntax einer neuen Programmiersprache beschäftigen. Alles, was ich tun musste, war, der KI meine grobe Idee zu vermitteln und ein wenig Geduld aufzubringen, bis ich den richtigen Prompt gefunden hatte, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Und ja: Ich liebe das. Die Vielfalt der Möglichkeiten, den Ideen in meinem Kopf Ausdruck zu verleihen ist gigantisch.

Contenschwemme

KI wird mit Sicherheit dazu führen, dass die ohnehin schon bestehende Contentschwemme noch viel, viel größer wird. Schon jetzt gibt es eine schier unübersichtliche Menge an Inhalten in allen möglichen Bereichen: im musikalischen, literarischen, künstlerisch-gestalterischen und auch im Informationsbereich. Allein die Menge an Podcasts, die in den letzten Jahren entstanden sind und kontinuierlich wächst, ist beeindruckend. Auch ich habe es für nötig gehalten, einen Podcast zu starten. Dieser entsteht allerdings vollkommen ohne den Einsatz von KI – zumindest in diesem Punkt bin ich also frei von „Schuld“. Dennoch bleibt die Tatsache bestehen, dass wir bereits jetzt eine riesige Menge an Content haben.

Durch maschinelle Unterstützung, also durch generative KI-Systeme, wird diese Menge an Content exponentiell zunehmen. Es braucht kaum noch Zeit und schon gar nicht mehr viel Talent, um Inhalte zu erstellen – das übernimmt jetzt die KI. Selbst wenn die durch KI generierten Werke nicht immer den höchsten künstlerischen Anspruch haben, sei es bei Bildern, Texten oder Musik, so reichen sie doch aus, um sich, ich sage einmal, mit mittelmäßigen Werken messen zu können.

Ein Beispiel aus meinem Heimatdorf im Rheinland: Jedes Jahr gibt es bei uns einen Karnevalsprinzen. Im letzten Jahr wollte der Prinz besonders hervorstechen und ließ für seine Amtszeit ein eigenes Lied entwickeln. Ich gehe davon aus, dass er das Lied nicht selbst geschrieben hat, sondern bei einem Musiker oder einer Musikerin in Auftrag gegeben hat – sowohl für die textliche als auch die musikalische Gestaltung. Herausgekommen ist ein Lied, das zumindest hier im Dorf und in der näheren Umgebung bekannt wurde. Es wurde in der lokalen Presse sehr hervorgehoben und gefeiert, da es sogar auf Plattformen wie Apple Music und Spotify verfügbar war.

Wenn man sich das Lied jedoch genauer anschaut, ist sein musikalischer Wert überschaubar. Es ist ein typisches Karnevalslied – es soll zum Mitsingen animieren, eingängig sein und einen möglichst einfachen Text haben, den man auch nach zehn Kölsch noch versteht. Genau solche Lieder lassen sich inzwischen mit Tools wie Suno innerhalb von Minuten erstellen. Den Text erstellt eine KI wie ChatGPT, anschließend übergibt man ihn an Suno, gibt kurz das Genre oder den Stil an, in dem das Lied angesiedelt sein soll, bringt ein wenig Geduld mit, und – schwuppdiwupp – hat man ein fertiges Lied. Mit etwas Feinschliff könnte dieses Lied tatsächlich am Ballermann oder auf der nächsten Karnevalsparty gespielt werden und die Menge zum Mitsingen animieren.

Dabei stehen wir in Bezug auf solche Systeme noch am Anfang. Schon bald soll die Version 4 von Suno erscheinen, und die Vorschauvideos zeigen, dass die Unterschiede zur jetzigen Version 3.5 wirklich immens und beeindruckend sind.

Welchen Wert hat dann also noch ein Lied, das eine Künstlerin oder ein Künstler für einen Karnevalsprinzen geschrieben hat? Die Auftragsarbeit dafür war mit Sicherheit nicht günstig. Schon heute lässt sich mit KI so ein Lied für wenig Geld selbst erstellen. Alles, was man braucht, ist ein Pro-Account, der auch die kommerzielle Nutzung des fertigen Liedes erlaubt. Für vielleicht 20 bis 30 Euro hat man so ein Karnevalslied – und das ohne große Mühe.

Welchen Wert hat dann noch die Arbeit eines echten Künstlers? Einer Person, die jahrelang ein Instrument gelernt, Musikproduktion gemeistert und teures Equipment gekauft hat? Wenn all das schon bald nicht mehr nötig ist, um ähnliche Ergebnisse zu erzielen, verändert sich zwangsläufig die Wahrnehmung des Werks, von dessen Wert. Dies soll nur ein Beispiel sein, das aufzeigen kann, warum wir uns überlegen sollten – oder vielleicht sogar müssten –, welchen Wert wir künstlerischen Schöpfungen in Zukunft überhaupt noch beimessen.

Angebot, Nachfrage - wer bestimmt hier wen?

Im Folgenden möchte ich eine vielleicht etwas schiefe Analogie bemühen, um aufzuzeigen, dass wir ähnliche Entwicklungen schon in der Vergangenheit erlebt haben. Diese Entwicklungen haben unsere Gesellschaft nachhaltig verändert, zumindest in den kleinen Bereichen, von denen ich gleich sprechen möchte.

Als erstes Beispiel möchte ich Metzgereien anbringen. Ja, Metzgereien. Es ist schon eine Weile her, als die Supermarktkette Aldi und auch andere Discounter begannen, immer mehr Frischfleisch anzubieten.

Ich erinnere mich noch gut an die 80er Jahre, als ich aufwuchs. Damals gab es bei Aldi und Co. eine kleine Auswahl an Wurst und anderen Fleischwaren, aber in jedem Dorf gab es mindestens eine, wenn nicht sogar zwei oder drei Metzgereien, und man ging zum Metzger, um sich qualitativ hochwertiges Fleisch zu besorgen. Doch irgendwann begannen auch die Discounter, Fleisch anzubieten – und das zu unschlagbar günstigen Preisen. Das führte dazu, dass es für die Metzgereien immer schwerer wurde, konkurrenzfähig zu bleiben.

Natürlich wissen wir inzwischen – und damals wahrscheinlich auch schon, aber als Kind habe ich mich nicht intensiv damit beschäftigt –, dass die Fleischprodukte, die bei Discountern angeboten werden, unter sehr fragwürdigen Bedingungen produziert werden. Sei es in Bezug auf das Tierwohl oder die Arbeitsbedingungen der Mitarbeitenden.

Trotzdem hatten und haben die Metzgereien immer mehr Schwierigkeiten, sich zu behaupten, und viele mussten schließen. Ja, es gibt sicherlich viele Gründe für diese Entwicklung, und zu Recht verzichten immer mehr Menschen auf Fleisch. Doch die Tatsache, dass Fleischprodukte zu deutlich günstigeren Preisen angeboten werden konnten, hat dazu geführt, dass sich die traditionellen Strukturen in der Fleischproduktion und im Fleischverkauf verändert haben – und zwar zulasten der Produktqualität und des Tierwohls. Denn für immer mehr Produkte, die in den Discountern verkauft werden, müssen Tiere unter schlechteren Bedingungen aufwachsen und geschlachtet werden.

Eine ganz ähnliche Entwicklung gab es bei den Bäckereien. Auch hier begannen Discounter, Brötchen und weitere Backwaren zu sehr günstigen Preisen anzubieten. Die Bäckereien sahen sich gezwungen, ihre Preise anzupassen, um noch konkurrenzfähig zu bleiben. Natürlich hat handwerklich hergestelltes Brot in einer Bäckerei deutlich bessere Zutaten, einen besseren Geschmack und ist insgesamt wertvoller. Trotzdem gehen viele Menschen in die Discounter, um sich dort die Backwaren zu holen – nicht nur diejenigen, die sich sonst keine Produkte aus der Bäckerei leisten könnten, sondern auch die, die über ausreichend Geld verfügen, aber dennoch einfach sparen wollen, um in anderen Lebensbereichen Luxus zu genießen (zum Beispiel für ein paar Accounts bei KI-Dienstleistern). Das hat dazu geführt, dass immer mehr Bäckereien schließen mussten. Wenn wir noch Bäckereifilialen finden, gehören sie meist zu großen Bäckereiketten, die ganz andere Produktionsmöglichkeiten haben.

Der Markt verändert sich, wir haben eine Flut an günstigen Produkten – sei es bei Backwaren oder Fleisch – und das hat natürlich Auswirkungen auf die Produzenten dieser Waren und auf deren Lebensgrundlage. Der Märkt verändert sich aber nicht nur für die Produzenten, sondern danach auch wieder vor die Konsumenten.

Ich möchte hierz kurz das Beispiel der Musikbranche nutzen. Früher waren Musikalben ein “heiliger Gral” - zumindest für mich. Man hat lange auf den Release eines Albums hingefiebert, ehe man es sich kaufen und in den Schrank stellen konnte. Natürlich hat man es zuvor im Laden einmal durchgeskippt. Ein erster Appetithappen musste sein. Und dann hat man es sich zu Hause wochenlang angehört. Sich mit jedem Song intensiv beschäftigt, die Reihenfolge der Lieder analysiert - das Album aufgesogen und konnte bald jedes Lied mitsingen. Danach wurde der perfekte Platz in der CD- oder Plattensammlung gefunden.

Heute haben wir Spotify und damit Zugriff auf beinahe jedes Album dieser Welt. Mit wachsendem Angebot sinkt der Wert des einzelnen Produktes. Es geht in der Masse unter, ist nur eines unter vielen. Künstler - und dieser Aspekt ist nun neu - stellen sich ihrerseits darauf ein. Sie werden pro Klick bezahlt. Mit einem Hungerlohn, aber eben pro Klick. Es lohnt sich also für mehr Klicks zu sorgen - zum Beispiel, indem man die Lieder nun kürzer macht. Ein kurzes Lied wird öfter gehört und das bringt dann mehr Geld. Die Änderung der Angebotsstruktur ändert die Nachfrage und dies ändert dann wieder das Angebot - Werte verschieben sich.

KI - Fluch oder Segen für Kreativität?

Eine ähnliche Entwicklung könnte auch im kreativen Bereich auf uns zukommen. Das ist zumindest meine Befürchtung: dass wir den Wert, den wir derzeit noch Büchern, Musik oder Bildern zuschreiben – einfach, weil wir selbst nicht in der Lage sind, solche Werke zu produzieren –, in Zukunft als deutlich geringer einschätzen werden. Wir leben in einer Zeit, in der viele dieser kreativen Erzeugnisse mit wenigen Klicks oder Prompts selbst hergestellt werden können. KI macht es möglich. Ich möchte ausdrücklich betonen, dass ich damit nicht sagen will, dass KI ein „Teufelszeug“ ist oder dass wir KI-Produkte nicht nutzen sollten. Aber ich möchte darauf hinweisen und laut darüber nachdenken, dass die Existenz solcher generativen Systeme und die Contentflut, die sie erzeugen (werden), dazu führen könnten, dass es für die eigentlichen Künstlerinnen und Künstler deutlich schwieriger wird, ihren Platz zu behaupten.

Ich habe diesen Punkt bereits in Diskussionen auf Social Media versucht anzubringen – mit mäßigem Erfolg. Ein so komplexes Thema in wenigen Zeichen zu behandeln, wird der Sache natürlich nicht gerecht. Mir wurde vorgeworfen, meine Darstellung sei zu undifferenziert. Ja, das mag sein. Aber Social Media war noch nie ein Ort für differenzierte Diskussionen. Es ist oft ein Ort, an dem Thesen ausgetauscht und diskutiert werden. Auch darum nehme ich mir nun die Zeit, meine Gedanken ausführlich darzustellen. In den Diskussionen wurde argumentiert, dass solche KI-Systeme gerade kleineren Projekten ermöglichen, mit begrenztem Budget Großes zu leisten. Wenn ich beispielsweise in meiner Schule nur über ein kleines Budget verfüge und ich das Design der Schule aus einem Guss gestalten möchte – etwa durch Piktogramme und stilistisch einheitliche Grafiken in den Klassen –, dann ist das natürlich eine tolle Sache. Und ja, KI ermöglicht mir, solche Projekte überhaupt erst umzusetzen. Schließlich gibt es nur wenige Schulträger, die bereit wären, Hunderte oder gar Tausende Euro zu investieren, um eine Schule mit durchgehend konsistenten Illustrationen auszustatten. Die meisten Kommunen würden einen Schulleiter wohl für diese Idee belächeln.

KI-Systeme bieten hierfür eine brillante Lösung. Das steht außer Frage. Aber es bleibt die Kehrseite der Medaille: Wenn KI immer häufiger für solche Zwecke eingesetzt wird, wird es an anderer Stelle weniger Bedarf für Illustratorinnen und Illustratoren geben. Den so, wie nicht nur die finanziell schwächer Aufgestellten Kunden Brot und Fleisch im Discounter kaufen, wird auch an Stellen, wo eigentlich ausreichend Geld da wäre, die Arbeit kreativer Köpfe durch die Arbeit kreativer KI ersetzt werden. Wo früher ein kommerzieller Betrieb für die Gestaltung seiner Homepage Illustratorinnen beauftragen musste, können diese Bilder heute von einer KI erstellt werden. Wahrscheinlich wird es nicht mehr lange dauern, bis auch die ersten Kinder- und Bilderbücher vollständig von KI illustriert werden. Und damit entfällt an dieser Stelle die Nachfrage nach menschlichen Illustratorinnen.

An dieser Stelle könnten wir darauf hoffen, dass die Vernunft den Markt regelt. Ich glaube, das können wir uns sparen. Wir sehen aktuell an jeder zweiten Ecke, wie es um die Vernunft gestellt ist. Überdies hätte die Vernunft auch den Markt in anderen Bereichen geregelt – sei es bei Brotprodukten, Fleischprodukten oder in anderen Bereichen, in denen im Zuge von Modernisierung und Digitalisierung gesunde und nachhaltige Strukturen zunehmend zu kämpfen haben oder sogar bereits verschwunden sind. Die Klimaschublade lasse ich mal lieber zu.

Im kreativen Bereich werden wir vermutlich ein ähnliches „Sterben“ erleben. Wenn Illustratorinnen, Autorinnen und Musikerinnen immer weniger gefragt sind und ihr Überleben gefährdet ist, weil sie ihre Arbeit nicht mehr ausreichend honoriert bekommen, werden wir im kreativen Bereich ein Stück weit „Artenvielfalt“ verlieren.

Aber haben nur die Berufe in Zukunft weniger Relevanz? Oder verlieren auch die Produkte an Wert? Ist eine schöne Illustration bald auf dem Niveau eines Post-Its angekommen, weil ich insgeheim weiß, dass ich das mit wenigen Klicks selbst erstellen kann - oder vielleicht noch besser, weil ich sie noch mehr an meine Bedürfnisse anpassen kann? Lasse ich mich noch von gut formulierten Texten begeistern, wenn ich eigentlich davon ausgehen muss, dass sie von einer x-beliebigen KI geschrieben wurden? Verlieren Dinge ihren Zauber, nimmt ihnen KI den Wert? Das ist noch Spekulation.

Kann KI kreativ?

Die kreative Bandbreite wird dann aus dem bestehen, was KI uns liefert. Und KI kann nur das liefern, was sie bereits kennt. Innovationen werden wir von KI nicht erwarten können.

In der letzten Woche war ich auf einem Workshop, bei dem es im Rahmen einer Diskussion darum ging, wie man ehrenamtliche Mitarbeiter in der Vereinsarbeit motivieren und langfristig binden kann. Nachdem wir eine Zeit lang diskutiert hatten, kamen wir aus Spaß auf die Idee, KI zu dieser Frage zu befragen. Das Ergebnis: KI konnte nur das wiedergeben, was wir in der Diskussion bereits herausgearbeitet hatten.

Wir haben die KI mehrmals herausgefordert und gebeten, etwas wirklich Innovatives oder Neues vorzuschlagen, das wir bisher nicht kannten. Aber das konnte die KI natürlich nicht leisten – denn sie kann nur auf das zurückgreifen, womit sie gefüttert wurde. Echte Innovationen sind von KI nicht zu erwarten, ebenso wenig wie originäre kreative Prozesse.

Können wir KI verhindern oder sollten wir es versuchen? Natürlich nicht. Diese Entwicklung ist nicht mehr aufzuhalten. Aber uns muss klar sein, dass wir dadurch ein Stück weit Vielfalt verlieren werden. Kreative Köpfe werden auf der Strecke bleiben. Das wird sich leider nicht vermeiden lassen. Der Markt wird es regeln – so wie er es immer tut.

Gibt es ein Mittel dagegen? Ich befürchte, nein. Wir können höchstens in kleinen Versuchen versuchen, die wirklich kreativen Köpfe nicht aus den Augen zu verlieren. Wenn wir einmal die finanziellen Mittel für ein Projekt haben, müssen wir uns bewusst entscheiden: Wählen wir die „Produkte aus der Dose“, also KI-generierte Inhalte? Oder bevorzugen wir Werke, die von echten Menschen geschaffen wurden? Vielleicht sollten wir uns häufiger für Letzteres entscheiden, um die kreativen Köpfe zu unterstützen und das Potenzial, das es noch in Hülle und Fülle um uns gibt, zu bewahren.

Ich hoffe, dass meine Punkte nun deutlicher und differenzierter dargestellt sind. Zum Nachdenken und Mitdiskutieren wollte ich mit meiner Diskussion „KI entwertet?“ anregen – nicht mehr, aber auch nicht weniger.